Veröffentlichungen / Kommentare
Das Adjektiv „phantastisch“ dient im heutigen Deutsch sowohl dem Ausdruck des Überwältigtseins durch hervorragende Darbietung jeglicher Art als auch seit je der Bezeichnung von das Ungewöhnliche phantasievoll überschreitender und in den Schatten stellender ästhetischer Leistung.
Die populäre ebenso wie die ästhetische Valenz von „phantastisch“ hat Gültigkeit vor Andrea Herrmanns Keramik.
Ihre Spezialität auf dem Gebiet keramischer Farbigkeit ist ein Craquele ‘fernöstlicher Herkunft, das, als Methode beschrieben, durch unterschiedlich starke Kontraktion
von Glasur und Scherben beim Abkühlen nach dem Brand spinnwebfeine Oberflächenrisse entstehen lässt. Die überziehen netzartig das Produkt.
Vor dem zweiten Brand wird das Craquele‘ mittels erneuter dünner Glasur, die in das Netz der Risse einsickert, farblich-bunt oder grau- qualifiziert. Die besagte Schichtendifferenz
von Träger und Glasuroberfläche resultiert bei gelenkter Spontaneität in grafischen und malerischen Strukturen rarer Kostbarkeit und für Betrachter reizvoll undurchschaubarer Finesse.
Dort, wo sie Farbe weglässt oder monochrom bleibt, betritt erst recht Andreas plastische Phantasie das Feld. Sie erzielt mit geschnittenen Bändern, die sie zu korbartigen, in Zickzackfachwerk aufgebauten, durchbrochenen Wänden ordnet oder in floralem Wachstum wuchern lässt, bereits im Zeichnerisch-Linearen quasi farbige Effekte. Die Vielfalt ihrer plastischen Geschöpfe ist erstaunlich und erinnert an aquatische Fauna, an Früchte wie Persephones Granatapfel, rollt sich zu Voluten in lilienartiger Symmetrie oder ergeht sich
in freiem Ornament bis zu rokokohaft umspielten Vasen, die, wie nach Wesensverwandtem rufend, Blumen geradewegs herbeiziehen.
Auszug aus dem Kommentar von H.Heinrich - erschienen im Frühjahr 2010 in der “Neuen Keramik”
Portrait im Klinger Report Nr. 35, Mai 2010,
Magazin des Paul -Klinger - Künstlersozialwerkes e.V.